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06.14 / Testplanung Bächtelen-Areal Wabern, Köniz

Studie, Mai 2007

Planungsteam
Auftraggeber – Privat
Architektur – agps architecture ltd. / Marc Angélil, Hanspeter Oester, Reto Pfenninger (PV), Yves Reinacher (PL), Manuel Scholl
Landschaftsarchitektur – Vetsch Nipkow Partner AG
Projektbeschrieb

Wohn-Episoden an der Ausfallachse

Das Areal Bächtelen in der Gemeinde Köniz umfasst 24‘074 m2 unüberbaute Bauzone an der Seftigenstrasse. Die Grundeigentümerin Hans Widmer Management AG beabsichtigt in Zusammenarbeit mit der Implenia Generalunternehmung AG, eine qualitativ hochstehende Überbauung des Gesamtareals, welche wirtschaftlichen Anforderungen standhalten kann. 

Gestützt auf das städtebauliche Konzept des Architekturbüros agps. architecture und auf eine Immobilienstrategie von Zeugin-Gölker wurde durch die Arealträger Zusammenarbeit mit Gmde.Köniz eine aussergewöhnliche und herausfordernde Entwicklungsstrategie definiert.

Das Areal, welches Raum für rund 200 Wohnungen umfasst, wird in fünf unterschiedliche Baufelder gegliedert. Für jedes Baufeld wird in einem anonymen Studienauftrag unter je drei zugelosten Teams die beste Bebauungslösung gesucht. Das Ziel dieses Vorgehens ist, innerhalb des Gesamtareals 5 unterschiedliche, auf das jeweilige Baufeld fixierte Teilprojekte von hoher Qualität und mit unterschiedlichem Profil zu erlangen. Die möglichen Variationen auf den Baufeldern wurden in der Vorstudie von agps untersucht und für jedes Baufeld wurde eine differenzierte Aufgabe beschrieben. Das neue Quartier soll sich durch eine Vielfalt in der Architektursprache, durch das Zusammenspiel der unterschiedlichen Baufelder und durch die Klammerwirkung von Freiraum- und Erschliessungsgestaltung auszeichnen. 

In einer Überarbeitungsphase im Anschluss an den Studienauftrag erfolgt die Abstimmung der Baufelder mit dem Erschliessungs- und Freiraumkonzept sowie die Optimierung der Bebauungsvorschläge. Gleichzeitig beginnt die Bearbeitung der Überbauungsordnung (Gestaltungsplan), welche eine zwingende bau- und planungsrechtliche Vorgabe für die Realisierung ist. Dabei und auch bei der späteren Realisierung hat die Qualitätssicherung einen hohen Stellenwert.

Städtebauliches Konzept, Arealentwicklung

Die Seftigenstrasse, eine Ausfallsachse der Stadt Bern, ist geprägt durch eine Abfolge mannigfaltiger Bautypen aus unterschiedlichen Zeiten. Gewerbekomplexe stehen neben Wohnhäusern, Kommerzbauten und einer herrschaftlichen Villa aus der Jahrhundertwende. Die unterschiedlichen Reaktionen auf die Strasse scheinen zufällig, entsprechen jedoch der Zeit, in der sie gebaut wurden. So sind neuere Wohnbauten der Strasse abgewandt, oft sogar mit einer Lärmschutzwand abgegrenzt, während andere direkt an der Strasse liegen. 

Das Grundstück Bächtelen wird als eine weitere Episode entlang der Seftigenstrasse verstanden. Auf Grossformen oder homogene Siedlungstypologien wird zugunsten der vorgefundenen Heterogenität verzichtet. Die Einteilung in 5 Baufelder erfolgt aufgrund der Körnung der umliegenden Siedlungsstruktur und der Absicht, in einem quartiergerechten Massstab weiterzubauen. Das angestrebte Zusammenspiel vielseitiger, unterschiedlicher Gebäude wird zu einer aussergewöhnlichen und qualitativ hochwertigen  Wohnlandschaft führen, die durch ihre ausgeprägten Identitäten ein breites Publikum ansprechen wird. Unsere städtebauliche Haltung, Bächtelen mit Wabern in Dialog treten zu lassen und keinen Fremdkörper zu implantieren, sehen wir als Chance und Qualität des Grundstücks. 

Das in diesem Sinne pluralistische Planungskonzept entspricht der heutigen Struktur der Gesellschaft, die durch unterschiedliche Ansprüche, Lebensgewohnheiten und Gesellschaftsideen geprägt ist. Das Konzept ist als ein offenes System zu verstehen; die Abkehr von Typisierung und Vereinheitlichung zugunsten von Offenheit und Vielfalt.  

Durch eine Testplanung wurde die Verteilung der Dichte auf dem Grundstück auf die Gebäudehöhen und Baufeldgrössen abgestimmt, sowie Wohnthema und mögliche Typologien überprüft. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde Köniz und Metron Raumentwicklung Brugg wurden die definitiven planerischen Vorgaben für den Studienauftrag erarbeitet. 

Ein einheitliches Erschliessungssystem mit einer gemeinsamen Tiefgarage unter dem gesamten Areal und einer Begegnungszone parallel zur Seftigenstrasse gewährleistet dass innerhalb des Areals der Langsamverkehr dominieren kann. Eine übergeordnete Wegverbindung sichert die Beziehung der Naherholungsgebiete Gurten und Aaretal. Arealintern verlaufende Wege garantieren die Vernetzung, gemeinschaftliche Nutzungen wie Kinderhort und Spielwiese den sozialen Austausch zwischen den einzelnen Wohnbauten. Der Aussenraum wird in der Überarbeitungsphase gesamtheitlich betrachtetet und die Schnittstellen und Gestaltung gestützt auf die 5 Teilprojekte, welche ihre Anforderungen(private, gemeinschaftliche, öffentliche Nutzungen und Bereiche) durch ein Landschaftsarchitekturbüro bearbeitet. 

Wohnen mit Aussicht, Wohnen am Hof, Wohnen im Baumhain, Wohnen mit Patio und Wohnen mit Balkon lauten die Themen der einzelnen Baufelder, die für eine starke individuelle Identität der einzelnen Projekte sorgen soll.

Durch eine höhere Dichte/Gebäudehöhe an den jeweiligen Rändern im Norden und Süden wird ein stadträumliches Feld aufgespannt. Am Auffälligsten jedoch ist das Hochhaus auf der nördlichsten Parzelle. Es soll einerseits für einen städtebaulichen Akzent sorgen, andererseits eine herausragende Qualität des Grundstücks erschließen: die Weitsicht auf die Altstadt Berns, das Aaretal, und die Berner Alpen. 

Planerische Vorgaben wie maximale Gebäudehöhe, Ausnützung und qualitativ thematische Vorgaben zur Wohnform und deren Bezug zum Aussenraum wurden ebenso für jedes Baufeld festgelegt, wie auch die übergeordneten städtebauliche Qualitäten im Erschliessungskonzept, in der Verteilung gemeinschaftlicher Nutzungen und in Freiräumen bestimmt wurden: