08.04 Städtebauliche Entwicklungsstudie Silbern-Lerzen-Stierenmatt, Dietikon
Studie, Mai 2008
Auftraggeber – Stadt Dietikon
Architektur – agps architecture ltd. / Marc Angélil, Gisella Chacòn Jo, Kristina Mueller, Hanspeter Oester, Reto Pfenninger, Manuel Scholl (PV), Denise Ulrich (PL)
Freiraum – Nipkow Landschaftsarchitektur
Verkehr – Enz & Partner GmbH
Ökonomie und Nutzung – Halter Unternehmungen
Strukturierte Flexibilität für die Weiterentwicklung des Vorhandenen
Das Planungsgebiet umfasst die Gebiete Silbern, Lerzen und Stierenmatt (SLS) nördlich des Zentrums von Dietikon. Das längliche Gebiet von rund 60 Hektaren liegt zwischen dem Geleisefeld auf der südwestlichen Seite und dem Auenwald entlang der Limmat (Naturschutzgebiet von nationaler Bedeutung) auf der nordöstlichen Seite. Im Nordosten wird es von der Mutschellenstrasse begrenzt und nördlich von der Autobahn. Im Südosten schliesst unmittelbar das Entwicklungsgebiet Limmatfeld an.
Die bestehenden Gebäude werden für Industrie und Gewerbe, Verkauf und Dienstleistung sowie vereinzelt Wohnen genutzt. Das Verfasserteam hat für die Bearbeitung der Aufgabe die folgenden Absichten und Ziele formuliert:
– markante Verdichtung in Anlehnung an bestehendes Potential
– erhöhte Verkehrskapazität kurz und mittelfristig ermöglichen
– städtebauliche Qualitäten mit den notwendigen Flexibilitäten vereinen
– pragmatisches Vorgehen unter Berücksichtigung von Eigentumsverhältnissen und Kosten
– fokussiertes Vorgehen, konzentriert auf die wesentlichen Zusammenhänge, Qualitäten und Entscheide
Verkehr
Weil schienengebundene öffentliche Verkehrsmittel kurz- und mittelfristig nicht realistisch sind, muss der Strassenverkehr weiterhin die Hauptlast der Gebietserschliessung übernehmen. Die Darstellung der wichtigsten Funktionen des lokalen Strassennetzes zeigt unter anderem, dass der Durchgangsverkehr auf der Silbernstrasse als Zubringer zur Autobahn übergeordnet wichtig ist und eine Unterbindung zur Verlagerung des Verkehrs in Richtung Niederfeld und damit zu unnötigen Umwegen führt.
Das ganze Planungsgebiet wird nur mittels drei Zufahrten erschlossen. In Richtung Stadt wird der Knoten Heimstrasse (ausserhalb des Planungsperimeters) angebotsorientiert geplant und ausgebaut; er wird durch den Anschluss über die Viaduktstrasse ergänzt. In Richtung Autobahn läuft der ganze Verkehr über den überlasteten Knoten Mutschellenstrasse. Der Knoten Mutschellenstrasse sollte deshalb nachfrageorientiert geplant werden.
Es wird vorgeschlagen, verkehrsplanerisch die Kapazität des Knoten Mutschellenstrasse sowie der arealinternen Zufahrten im Bereich Silbern zu verbessern, um damit Staus massiv zu reduzieren, die Qualität des öffentlichen Verkehrs mit Bussen zu verbessern, das Potential des Ziel- /Quellverkehrs zu erhöhen und so letzendlich die weitere Entwicklung des Areals zu ermöglichen. Ebenso ist das Wegnetz für den Langsamverkehr zu verdichten und eine S-Bahnstation Silbern zu realisieren.
Städtebau
Auf Grund der Substanz der bestehenden Gebäude und Infrastruktur sowie der heterogenen Eigentumsverhältnisse und Erneuerungsbedürfnisse wird eine städtebauliche Struktur vorgeschlagen, welche mit wenigen korrigierenden Eingriffen die Qualitäten des Vorhandenen verstärkt und überhöht. Sie wird etabliert durch eine Kombination von Strassenbau-, Freiraum- und Hochbaumassnahmen.
Strukturbildung geschieht durch
– Hierarchisierung der Freiräume
– Ausrichtung der Gebäude auf die Strassengeometrie
– Betonung der Querrichtung zur Silbernstrasse
– Setzung von Akzenten durch höhere Gebäude an den Kreuzungen Silbernstrasse/Querstrassen
Zwecks Erreichen einer qualitätssteigernden Umstrukturierung soll
– der volumetrische Spielraum erhöht werden
– der Freiraumanteil erhöht werden
– die maximalen Volumen reduziert werden
Wegen der stark prägenden Geometrie von Strassen und Parzellengrenzen in Kombination mit der hohen Dichte kann die Anordnung und Form der Bauten offen gelassen werden.
Freiraum
Die vorgefundene landschaftsarchitektonische Situation zeichnet sich durch das unvermittelte Nebeneinander zweier sich äusserst kontrastierenden Bereiche aus:
– das Industriegebiet mit Restgrün, Brach- und Ruderalflächen sowie heterogenen, von den jeweiligen Nutzungs- und Repräsentationswünschen abhängigen Vorbereichen unterschiedlichster Prägung, insgesamt von minderer Qualität.
– das Naturschutzgebiet im Nordosten des Planungsgebietes mit Flussnebenarmen, Feucht-, Ried- und Waldgebieten insgesamt von hoher Qualität sowie der kanalisierten Reppischgraben zwischen Lerzen und Stierenmatt.
Das freiräumliche Konzept sieht als prägende Massnahme vor, die von Südwesten nach Nordosten verlaufenden Querstrassen räumlich zu stärken und gestalterisch aufzuwerten. Damit soll innerhalb des Planungsgebietes die Orientierung verbessert werden, die Qualität des öffentlichen Raumes erhöht werden und die Identität gestärkt werden. Zusammen mit ergänzenden Wegverbindungen wird dadurch das Planungsgebiet verstärkt mit den umgebenden Freiräumen ebenso wie mit Zielorten (Stadtzentrum, S-Bahnstation Silbern) verbunden.
Auf Grund des langfristigen Horizonts betreffend Planung und Umsetzung soll das freiräumliche Konzept gleichzeitig genügend stark und dennoch anpassungsfähig sein. Prägende Elemente der vorgeschlagenen Konzeptes sind die Freiräume im Bereich der Querstrassen. Jeder Abschnitt einer Querstrasse wird verstanden als eine urbane Raumeinheit gegliedert unter den Aspekten von Verkehr, Freiraum und Vegetation.