15.06 / Testplanung Frohburg, Oerlikon
Der beeindruckende Baumbestand und die Absicht langjährigen Bewohnenden eine Perspektive am angestammten Wohnort anbieten zu können prägen die Auseinandersetzung um den Ersatz der Wohnsiedlung aus der Nachkriegszeit.
Testplanung, Oktober 2015
Auftraggeber – Helvetia Versicherungsgesellschaft
Architektur – RaumPaket Katrin Jaggi, Reto Pfenninger, Brigit Wehrli in Zusammenarbeit mit
op-arch | Olympia Georgoudaki, Christoph Schlup
«Das Areal, welches grosse Ausnützungsreserven verfügt, soll nachhaltig und quartier verträglich weiter entwickelt werden.» (aus: Programm für die Testplanung, S. 4)
Auf dem Areal «Frohburg» können bis zu 600 Wohnungen erstellt werden, d.h. es werden dort einmal über 1000 Menschen wohnen. Es entsteht eigentlich ein neues Quartier. Deshalb lohnt es sich, detailliert über verschiedene Aspekte der Nachhaltigkeit nach zudenken.
Demographische Durchmischung und Massnahmen für ein gutes Zusammenleben
Städtebauliche Qualität und vielfältige Wohnungsgrundrisse sind für institutionelle Anleger selbstverständlich und werden in Wettbewerben erarbeitet. Im Wettbewerbsprogramm werden die Vorstellungen der Eigentümerschaft z.B. durch den Wohnungsmix definiert.
Im Programm zur Testplanung sind sehr viele kleine Wohnungen vorgegeben. Wer soll diese bewohnen? Junge Singles, ältere Menschen? Bewohnen diese noch 1,5 Zi-Wohnungen? Was haben sie für Bedürfnisse? Gemäss neuesten Zahlen nehmen die 1 Personen HH in Zürich wieder ab. Hingegen nimmt der Anteil der über 70- jährigen weiterhin zu. Somit könnte ein Teil dieser Kleinwohnungen explizit als Alterswohnungengedacht werden. Damit sind normale 2.5 bis 3.5 Zi-Wohnungen (barrierefrei) gemeint. Allerdings sollten diesen auch gemeinschaftliche Räume und allenfalls Räume für Spitex zugeordnet werden. Warum nicht auch an eine oder zwei Pflegewohnungen (extern betrieben) denken? Als Standort sehen wir dazu den östlichen Teil der Siedlung, der an Schwamendingen anschliesst.
Der obere Teil des Areals Richtung Frohburgstrasse (letzte Etappe) eignet sich sehr gut für Familienwohnen, da das Areal ruhig, nahe beim Wald und an der nur durch Langsamverkehr erschlossen Frohburgstrasse liegt.
Die Westseite des Areals, nahe Tierspital eignet sich für Wohnungen für Studierende bzw. Mitarbeitende der Uni und des Tierspitals oder andere, eher urbane Kleinhaushalte. Der Wohnungsmix sollte grössere Kleinwohnungen 2.5 und 3.5 Zimmer, ebenso wie einige grosse Clusterwohnungen umfassen.
Ökologische Nachhaltigkeit
«Der Eindruck des fliessenden Grünraums wird wesentlich durch das Verhältnis des Grünvolumens der Bäume gegenüber der locker angeordneten Bebauung geprägt. Die Bäume überragen die zwei- bis viergeschossigen Genossenschaftswohnbauten deutlich und sind so auch über grössere Distanzen wahrnehmbar. ln Hirzenbach häufen sich sehr grosse Bäume, die als sogenannte Kontrapunkte ein Gegengewicht zur grobkörnigen Bebauung setzen. Unterstützt werden sie durch grünvolumenbildende Arten.»
(Fachbericht «Baumanlyse Schwamendingen» Grün Stadt Zürich 2010, Quelle:Raumprogramm)
Finanzielle Nachhaltigkeit
Die neu zu erstellenden Gebäude werden bautechnisch einen hohen Energiestandard erreichen müssen. Die vorgesehene Verdichtung entspricht der nachhaltigen Nutzung der Ressource Boden und die Siedlung entspricht damit der geforderten Siedlungsentwicklung nach innen. Das Konzept erhält möglichst viel Bestehendes, was sich Kostensparend auswirkt
Gemäss Programm sind «funktionale Wohnungen» verlangt, d.h. Wohnungen mit einem vergleichsweise einfacheren Ausbaustandard, die wohl der Forderung nach «zahlbarem Wohnraum» entsprechen werden.
Soziale Nachhaltigkeit
In letzte Zeit wurden einige innovative Wohnprojekt umgesetzt wie z.B. das «Hunzikerareal» in Zürich-Leutschenbach, das Projekt der Genossenschaft «mehr als wohnen». Ein anderes Beispiel, realisiert durch zwei private Trägerschaften, ist die 2011 bezogene Siedlung «Burgunder» in Bern-Bümpliz. Diese Siedlungen widmen der Nachhaltigkeit in allen drei Aspekten besondere Aufmerksamkeit. Welches sind die besonderen Aspekte der sozialen Nachhaltigkeit, die für das «Frohburg» Areal übernommen werden könnten?
Kleinstwohnungen
''Die Bevölkerung des Kantons Zürich altert. Diese sogenannte Demographische Alterung ist schon seit längerem in Gang und wird auch in Zukunft anhalten"
(Demographische Alterung in Kanton Zürich, Statistisches Amt).
Etappierung und Rochade bestehender Mieter
Dem Programm ist zu entnehmen, dass die bestehenden Mieter, wenn gewünscht und soweit möglich, in der Siedlung bleiben können sollten und darin etappenweise umziehen könnten. Diese Möglichkeit zu haben, ist für viele Mieter beruhigend, denn der Abbruch der eigenen Wohnung verunsichert gerade ältere Menschen sehr. Dies wünschenswerte Vorhaben ist aber auch anspruchsvoll, weil es dabei eine intensive Begleitung der Mieter braucht.
Kollektive Räume, Allmendflächen
Neben einer Kita und bei Bedarf einem städtischen Kindergarten sollte die Siedlung ein bis zwei unterschiedliche grosse Gemeinschaftsräume für Treffen aller Art bekommen. Geschätzt wird auch das Angebot von Gastzimmern zur kurzfristigen Vermietung.
Mitwirkungsmöglichkeiten
Es sollte heute schon überlegt werden, ob den Mietern gewisse Mitwirkungsmöglichkeiten gewährt werden sollen.