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01.10 / SBB-Areal Güterbahnhof, St.Gallen

Wettbewerb, November 2001

Planungsteam
Auftraggeber – Stadt St. Gallen, Karl Steiner AG Immobilienentwicklung
Architektur – agps architecture ltd. / Marc Angélil, Peter Jenni, Thomas Kovári (PL), Hanspeter Oester, Reto Pfenninger (PV), Manuel Scholl
Freiraum – Vetsch Nipkow Partner AG
Projektbeschrieb

Städtebau

Topographie, Stadtstruktur und grossmasstäbliche Gebäudekonfigurationen sind bestimmende Faktoren für den städtebaulichen Entwurfsansatz. So wie die verschiedenen Plateaus, auf denen jeweils prägnante Gebäude gesetzt wurden, wird auch das Güterbahnhofareal verstanden. Die Diagonale des Geleisekörpers, die umliegenden Quartierstrukturen der Vorstadtbereiche und die ansteigende Topographie gegen Nordosten charakterisieren die höchst komplexe Situation des Areals. Entsprechend der hohen Ausnützung entsteht ein Gebäudevolumen, welches sich zu den anderen grossen Gebäude wie z.B. Lokremise, Kreuzbleiche, Neubau Geltenwilerstrasse, Geschäftshaus VRSG und Bahnhof einreiht.

Architektur

Das Areal liegt an einer charakteristischen Schnittstellensituation. Wie ein Reissverschluss werden die bestehenden Stukturen und die topographischen Begebenheiten der angrenzenden Stadtbereiche über die neue Gebäudevolumetrie miteinander verknüpft. Die Geometrie des Geleisekörpers und des ehemaligen Güterbahnhoftraktes prägen die Westseite des Neubaus. Die Geometrie und Kleinteiligkeit des Quartiers an der Oberstrasse sind auf der Südseite des Projektes eingearbeitet. Der Kopf der Anlage springt an die Hangkante und verankert diese mit der Stadt. Der «Plateaucharakter» des Areals wird mit dem Erdgeschosskörper für die Einkaufsflächen aufgenommen und verschmilzt mit der bestehenden Höhe des Schlosserweges. Eine Staffelung in die Höhe Richtung Stadtzentrum entspricht der natürlichen Stadttopographie und der Höhenentwicklung der Bauwerke Richtung Davidsbleiche.

Aussenräume und Ökologie

Zwei Freiflächen unterschiedlicher Natur binden die Anlage ins stadträumliche Gefüge ein. Die Freifläche entlang der noch benötigten Abstellgleise wird im südöstlichen Teil mit Pappeln aufgeforstet, welche einen Filter für die Wohnungen zum Geleisefeld bilden. Der baumfreie, nicht aktiv genutzten Bereich ist ein idealer Standort für Ruderalvegetationflächen. Die Dachebene der Grossmieter wird für die Wohnungen auf dem Areal und die Wohnliegenschaften am Schlosserweg zu einem halböffentlichen Raum ausgebildet und verbindet sich mit dem natürlichen Terrain südlich der Appenzellerbahn. Grosse Oblichter, Spielplätze, Pflanzgärten und Aufenthaltbereiche lassen diesen Bereich zu einem vielseitigen Aussenraum mit unterschiedlichen Benutzerqualitäten aufleben.

Verkehr

Das Areal kann über die neue Güterbahnhofstrasse sowohl im Osten mit dem Knoten Geltenwilenstrasse als auch im Westen mit dem Knoten an der Oberstrasse angebunden werden. Im stadtnahen Eingangsbereich des Areals wird der Parkverkehr über eine Ein– bzw. Ausfahrtsrampe abgefangen. Kurzzeitparkplätze entlang der Güterbahnhofstrasse ergänzen das Parkplatzangebot für Läden, Büros und Anwohner. Die Anlieferung der Grossmieter wird entlang der Appenzellerbahn organisiert. Zwei neue Brücken über das Geleisefeld, eine grossflächige Anbindung an das Oberstrassenquartier und zwei Verbindungen vom Plateau zur Güterbahnhofstrasse verweben das Fussgänger– und Fahrradfahrernetz der umliegenden Stadtteile mit der ehemaligen «Güterexpeditionsinsel».

Denkmalpflege

Das Gesamtensemble mit dem Güterbahnhoftrakt, den Bahngeleisen des Gütertransportes und den Verladerampen im Süden mit den dazugehörigen Lagerflächen wird durch die neue Nutzung und die sehr hohe Baudichte komplett verändert. Ausserdem wird der arealtypische Inselcharakter aufgehoben. Ein akribischer Erhalt der Bausubstanz mit der dadurch erhöhten Dichte im übrigen Arealbereich hätte lediglich das historisierende Bild der ehemaligen Güterexpedition, losgelöst von Funktion und Bedeutung, im Sinne «heimeliger Fassaden», zur Folge.

Wohnen

Jeweils um ein Treppenhaus mit anliegendem Lichthof gruppieren sich fünf unterschiedliche Wohnungstypen. Sämtliche Wohnungen zeichnen sich durch eine Sicht in die Weite, entweder Richtung Bernegg oder Richtung Rosengarten, aus.

Zwei Wohnungen orientieren sich nach Südosten Richtung Bernegg und stehen in Verbindung mit dem Lichthof. Zwei weitere Wohnungen sind über den Wohn/Essraum beidseitig orientiert. Die fünfte Wohnung ist vollständig Richtung Westen und zum freien Geleisekörper orientiert.

Einkaufen

Die publikumsintensiven Nutzungen wie Detailhandel, Gastronomie und Entertainment/Freizeit sind beidseitig der neuen Güterbahnhofstrasse angeordnet. Damit kann das grosse Angebot an Erdgeschossflächen attraktiv genutzt werden, so dass eine konzentrierte, wechselseitige Einkaufskonstellation entsteht. Alle Einkaufsflächen mit den dazugehörigen Eingängen sind so im östlichen Bereich, d.h. im stadtnahen Eingangsbereich, zusammengefasst. Die hohe Flexibilität der Mietflächenunterteilung ermöglicht einen frei wählbaren Mietermix, ohne einschneidende Projektänderung.

Die Grossmieter haben mit der Ostecke einen eigenständigen Auftritt im Eingangsbereich des Areals ohne darüberliegenden Bürogeschosse.

Arbeiten

Der Baukörper im nordöstlichen Bereich des Perimeters verankert das Projekt mit den umliegenden bestehenden und geplanten Stadtstrukturen. Der markanteste Teil liegt parallel zum Gleiskörper und bildet für Bahnreisende und das Areal selber einen visuellen Auftakt. Über zweigeschossige Terrassenräume ist er mit dem zweiten Bürokörper verbunden. Diese Flächen können je nach Bedarf als Sitzungsräume, erweiterte Büroflächen oder als Terrassen für die Mieter genutzt werden.

Geometrisch verknüpfen sie ausserdem die aktuelle Thematik von Wohnen und Arbeiten. In der zweiten Bauetappe schiebt sich das Hochparterre und das 1.Obergeschoss der Büro-und Atelierflächen unter die Wohnungen; analog den Einkaufsflächen der 1. Etappe.

Etappierung

Eine erste Arealentwicklung ist mit der Bauetappe im stadtnahen Bereich bis zum Aufgang der Güterbahnhofstrasse zur Unterstrasse abgeschlossen. Die zweite Phase endet an der neuen Fussgängerbrücke Kreuzbleiche. Zu dieser Phase gehört eine Teilüberdachung der Appenzellerbahn und einer Aufschüttung südlich des Bahntrasses für eine aussenräumliche Verbindung zum Schlossergassequartier. Weitere städtebauliche Entwicklungen sind die Gebäudezeilen an der Ober- und Unterstrasse sowie einem neuen Baukörper zwischen Appenzellerbahn und Geltenwilerstrasse.