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13.02 / Unispital Personal und Studentisches Wohnen, Zürich

Die offenen Lauben am Hof, der Dachgarten und die differenziert bespielten Erdgeschossflächen im Innen- und Aussenraum verleihen den Variationen kompakter Kleinwohnungen jene Grosszügikeit die zur gemeinschaftlichen Aneignung des Lebensraums einlädt.

Studienauftrag, April 2013

Planungsteam
Auftraggeber – Stiftung Abendrot
Architektur – Hanspeter Oester Reto Pfenninger Architekten / Christoph Schlup (PL), Andreas Weiz
Landschaftsarchitektur – mavo gmbh
Tragwerk – Thomas Boyle + Partner AG
Gebäudetechnik – Amstein + Walthert AG
Visualisierung – Caesar Zumthor Architekten
Projektbeschrieb

gursky

Mit seinem Projekt «gursky» schreibt das Team Oester Pfenninger Architekten ein neues Kapitel in der Geschichte des Industrie- und Gewerbeareals Binz.  Die windmühlenartig aufgelöste Hofrandbebauung, bestehend aus je zwei Scheiben und Langhäusern, verweist auf die neue Nutzung für das Wohnen, einzig die seriell strukturierten Grundrisse und der prägnante, klar formulierte Hofraum können als Reminiszenz an die ehemals gewerbliche Nutzung mit der charakteristischen Fabrikationshalle gelesen werden. Die Setzung der Hofrandbebauung wirkt einigermassen beziehungslos, die Aussenräume an sich sind aber angenehm proportioniert. Zudem gelingt mit dem überhohen, achtgeschossigen Gebäude an der nordwestlichen Schmalseite der Überbauung eine Adressbildung von hoher Selbstverständlichkeit, eine Aufgabe, die angesichts der Lage sozusagen in der zweiten Reihe nicht ganz einfach ist. 

Die verschiedenen Aussenräume sind optimal auf die jeweilige Nutzung im Erdgeschoss abgestimmt und überzeugen durch ihre unaufgeregte, Ort und Aufgabe angemessenen Gestaltung. Als Auftakt empfängt der Eingangshof mit Gartenrestaurant «unter den Linden». Die Besucherparkplätze sind hier gut integriert, die übrigen Motorfahrzeuge werden seitlich direkt in die Unterflurgarage geleitet. Parallel dazu bietet die den Ateliers vorgelagerte Werkstätte neben einer genügenden Anzahl von Mofa- und Veloabstellplätzen attraktiven Raum für das Arbeiten im Freien. Durch die Setzung der Bauten leicht abgeschirmt erhalten Gleisplatz und Gartenhain einen privaten Charakter, was ihrer Lage vor den Wohnungen für das Personal des Universitätsspital Zürich bestens entspricht. Das leicht abfallende Gelände ermöglicht hier ein erhöhtes Erdgeschoss, was die Intimität der Wohnungen zusätzlich gewährleistet. Die den Wohnungen zugehörigen Gemeinschaftsräume beziehen sich auf den Hofraum, das räumliche und soziale Zentrum der Anlage. Die Laubengangerschliessung der beiden Langhäuser wirkt dabei wie Ränge und unterstreicht die theaterartige Wirkung dieses Binnen-Freiraums. Leider bleibt der Bezug zur Öffentlichkeit, insbesondere der Zugang zur Anlage, wenig ausgeprägt. Komplettiert wird das Angebot an unterschiedlichen Aussenräumen durch den Dachgarten auf dem einen Langhaus. Die Platzierung direkt über den Studentenwohnungen entspricht den unterschiedlichen Ruhezeiten von StudentInnen und USZ-Personal. 

Den vielfältig instrumentierten Aussenräumen stehen einfach und seriell strukturierte Bauten gegenüber. Diese, mit Laubengang einbündig erschlossenen Langhäuser und zweibündige Scheibenhäuser, entsprechen der Aufgabe, günstigen Wohraum zu erstellen, selbst wenn die einbündige Erschliessung an sich wenig kompakt ist. 

Mit wenigen Mitteln gelingt es, innerhalb der straffen Struktur feine, räumliche Differenzierungen zu schaffen. So gliedert zum Beispiel die ins Innere der Schottenstruktur gesetzte Nasszelle das Einzimmerstudio für das USZ-Personal in einen Tages- und Nachtbereich. Auch bei den grösseren Wohnungen für beide Benutzergruppen wird mit der Setzung der Nasszelle ein räumlich schöner, gut nutzbarer Gemeinschaftsbereich geschaffen. 

Die aufgeführten Referenzen für Tragkonstruktion und Ausbaustandards der Häuser entsprechen der gewählten Struktur und der Aufgabe bestens, dazu steht aber der in Beschrieb und Visualisierungen dargestellte architektonische Ausdruck in krassem Widerspruch. Die Bildsprache erinnert eher an edle Hotelbauten und entspricht der Aufgabe, günstigen Wohnraum im ehemals gewerblich-industriellen Umfeld zu schaffen, in keiner Weise. 

Entsprechend liegen die Erstellungskosten trotz der an sich rationellen und repetitiven Gebäudestruktur im Mittelfeld. Dank einer hohen Anzahl von Wohneinheiten lassen sich dennoch – jeweils im Vergleich – günstige Mietpreise und eine gute Rentabilität erwarten. 

Die Primärstruktur erfüllt mehrheitlich die für eine einfache Gebäudetechnik erforderlichen Bedingungen. Allerdings lassen die Erläuterungen zu wünschen übrig, da einerseits zu viele, nicht verlangte Optionen für eine weitere Planungsphase und andererseits zu wenig verlangte Themen, zum Beispiel Standort und Zufahrt zum Holzschnitzelsilo etc, dargestellt sind. Energetisch und bezüglich Unterhalt wenig optimal sind die vollverglasten Fassaden (Sonnenschutz, Überhitzung, Reinigung u.a.m.). 

Das Projekt «gursky» fasziniert durch einen städtebaulich klaren Ansatz und eine methodische Herangehensweise, die ein grosses Potenzial für die gestellte Aufgabe verspricht. Allerdings bleibt es in vielen Teilen zu schematisch und vermag dadurch die hohen Erwartungen nicht einzulösen. 

Auszug Jurybericht Binz-Wohnen, 2013