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21.15 / Unterfeld Süd Baufelder 1A & 1B, Baar

Projektwettbewerb 2021-2022, 1. Preis

Planungsteam
Auftraggeber – Implenia Immobilien AG / Ina Invest AG
Architektur – op-arch in Zusammenarbeit mit OLBH 
Landschaft – Goldrand GmbH, Zürich
Tragwerk – Büro Thomas Boyle + Partner AG, Zürich 
Gebäudetechnik – Raumanzug GmbH, Zürich
Nachhaltigkeit – Lemon Consult AG, Zürich
Fassadenplaner – gkp Fassadentechnik AG, Aardorf
Lärm – a und b bauphysik gmbH, Winterthur
Visualisierung – indievisual

Projektbeschrieb

Das Gebiet Unterfeld Süd befindet sich an der Grenze zwischen Baar und der Stadt Zug. Das städtebauliche Gesamtkonzept hat das Ziel an dieser Stelle einen neuen, gut ins Umfeld integrierten Stadtteil zu schaffen. Den Rahmen für die angestrebte Dichte und die Verteilung der verschiedenen Nutzungen legt eine orthogonale, raumbildende Baustruktur. Ergänzt wird diese durch eine Hierarchie von Freiräumen. Damit aus dem Gebiet Unterfeld Süd ein urban geprägtes Stadtquartier werden kann, sind entsprechend gestaltete Bauten mit der passenden Nutzung sowie die zugehörigen Freiräume von grosser Wichtigkeit. Denn damit Urbanität entsteht, muss der produktive Austausch zwischen den Menschen gefördert werden. Dadurch entstehen gesellschaftliche, wirtschaftliche und räumliche Mehrwerte. Um dies zu ermöglichen, sind eine städtische Nutzungsdiversität und eine angemessene soziale Dichte sowie Durchmischung anzustreben. Diese muss über die einzelnen Gebäude hinaus bis in den Freiraum wirken, diesen aktivieren und so zum Stadtraum werden lassen.

Die im Quartiergestaltungsplan verankerten städtebaulichen Richtlinien legen den Spielraum klar fest. Dazu gehört auch die Figur des Hofhauses. Dieses zeigt eine stringente städtebauliche Haltung und schafft zugleich einen Freiraum, der dem Ort eine eigene Kraft und spezifische Identität verleiht. Die minimale Öffnung des Hofes zur Umgebung hin im Bereich des Hochhauses stärkt die Hoffigur als Gebäudetypologie und klärt die Zonierung der Freiräume. Das Gewerbegebäude ist auf der Hofseite abgetreppt. Dadurch ist die vom Rest der Hofrandbebauung abweichende Nutzung ablesbar. Auf der Seite zum Waldhof wiederum ist der Baukörper so gestaltet, dass er nicht als klassisches Bürogebäude sondern klar als Gewerbebau gelesen wird, ohne dass er aber aus der übergeordneten Gesamtfigur der Hofrandbebauung ausbricht.

Für ein Neubaugebiet wie das Unterfeld Süd hat die Atmosphäre der Freiräume eine wichtige Bedeutung. Das Konzept für die Umgebungsgestaltung sieht deshalb Freiräume vor, die nicht nur den funktionalen Anforderungen an Betrieb, Verkehr und Logistik genügen, sondern auch verschiedene Nutzungen ermöglichen und dennoch spezifisch gestaltet sind. Dadurch soll die Identifikation unterschiedlicher Nutzergruppen mit dem neuen Quartier unterstützt und gestärkt werden. Besonders wichtig sind in diesem Zusammenhang die Vorzonen der Gebäude, respektive die Übergänge zwischen Gebäuden, Strassen- und Freiräumen. Grundsätzlich besteht die Umgebungsgestaltung aus einer Reihe von sorgfältig aufeinander abgestimmten Freiräumen. Diese kommen nicht einheitlich daher, sondern repräsentieren verschiedene Nutzungsprofile.

FREIRAUM

Das übergeordnete Freiraumkonzept hat zwei Schwerpunkte: Es schafft auf der einen Seite mit dem vorgesehenen Boulevard eine einprägsame Mitte und sichert auf der anderen Seite durch einen zurückhaltenden Umgang mit dem Bestand den wertvollen Naturraum im Bereich des auf dem Areal vorhandenen Bachlaufs. Dieses kraftvolle Konzept mit seiner klaren Typologie wird unter Berücksichtigung des Siegerprojekts der ersten Etappe von ORT AG für Landschaftsarchitektur für das Projekt "Waldhof" aufgenommen und fortgeführt.

QUARTIERBOULEVARD UND QUARTIERPLATZ

Das bestehende Richtprojekt mit dem vorgesehenen Quartier-boulevard wird an wenigen Orten leicht angepasst, damit es sich möglichst harmonisch mit den neuen Freiraumelementen verbindet. Der Quartierplatz bildet als Teil des Quartierboulevards den Dreh- und Angelpunkt des Quartierlebens und schafft übersichtliche sowie direkte Übergänge zum Baumhain und zum Waldhof. Dabei zelebriert der Platz eine wohltuende Leere und ist durch seine offene Gestaltung vielseitig nutzbar – beispielsweise für ein Quartierfest oder andere temporäre Anlässe. Die weiche Kiesfläche beim Baumhain bietet Aufenthalts-qualitäten im Schatten grosser einheimischer Traubeneichen. Zusätzlich zaubern Trinkbrunnen und Pavillon eine lauschige, urbane Atmosphäre ins südliche Unterfeld. Die Hartbelagsfläche hebt sich vom Strassencharakter der Vorzone ab, denkbar sind hier ein eingefärbter Ortbetonbelag oder in den Asphalt eingewalzte farblige Zuschlagstoffe.

WALDHOF

Der Hof des Gebäudes bietet als Kontrast zur sehr stark kontrollierten «Unterfeld-Süd-Welt» eine naturnahe, waldartige Vegetation mit einheimischen Pioniergehölzen. Sowohl Laubbäume wie Birken, Erlen, Weiden, Pappeln als auch Nadelbäume wie Waldföhren und Eiben können hier aufgrund der grossen, nicht unterbauten Hoffläche gepflanzt werden und sorgen für eine unverwechselbare, mystische Atmosphäre. Der Boden wird üppig mit schattenliebenden, waldtypischen Pflanzenarten wie Farnen und Gräser bepflanzt. Zusätzlich ranken Schling- und Kletterpflanzen (Waldreben und Efeu) an den Baumstämmen sowie entlang der Fassade hoch und verstärken das wilde, kraftvolle Ambiente eines Waldes. Eine über dem Waldboden schwebende Gitterroststruktur (optional auch in Ortbeton möglich) erschliesst den Waldhof für die Bewohnerschaft und schont dabei die wertvolle Bodenvegetation. Kleine Aufenthaltsnischen bieten sich als Spielbereiche oder für Pausen im Alltag an – sei es um ein Buch zu lesen oder für eine kurze regenerierende Meditation. Alles anfallende Meteorwasser (Dachwasser und Vorzonen) wird im leicht vertieften Hof der Versickerung zugeführt. Das begünstigt ein wechselfeuchtes und ausgeglichenes Lokalklima.

VORZONE UND PARKSPUR

Die Vorzonen der Gebäude erweiteren den öffentlichen Strassenraum und können in Analogie zu einer Allmend vielseitig genutzt werden. Entlang der Nordstrasse und der Stockenstrasse wird das Erdgeschoss hauptsächlich gewerblich genutzt und weist deshalb einen starken direkten Bezug zum Strassenraum auf. Neben den hier vorgesehenen Kurzzeitparklätzen für Velos bleibt Raum für kleine Flächen, die von den Bewohnerinnen und Bewohner unkompliziert angeeignet und mit minimalen Vorgaben selber gestaltet werden können. Die Parkspur entlang des Baches schlängelt sich als organisches Band durch eine naturnahe Bachufervegetation und schafft dabei Verbindungen zu allen anderen umliegenden Freiraumelementen. Lokale Ausweitungen des Kiesweges schaffen Orte mit einer ruhigen Aufenthaltsqualität. Naturerlebnis und Naturbeobachtung sind hier allgegenwärtig. Die Umgebung ist so gestaltet, dass sie einen wichtigen Beitrag an die heutigen Herausforderungen innerhalb des Siedlungsgebietes leistet: Sie schafft Räume, die eine hohe Biodiversität er-möglichen und trägt zur Reduzierung der sommerlichen Hitze bei. Wichtige Elemente dazu sind ein hoher Anteil an unversiegelten Flächen sowie eine grosse Zahl an Bäumen. Die nicht versiegelten Flächen und die Bäume ermöglichen eine effiziente Ab-sorption der sommerlichen Wärme und vermeiden so die Entstehung von Hitzeinseln. Gezielt ausgewählte einheimische Pflanzen sorgen für eine hohe Artenvielfalt und schaffen Lebensraum sowie Nahrungsquellen für die Tierwelt. Die Dächer aller Bauten sind extensiv begrünt, beim Hofhaus kombiniert mit einer Photovoltaik-Anlage. Die Dachbegrünung trägt ebenfalls zum sommerlichen Hitzeschutz bei und fördert zugleich auch die Biodiversität und ermöglicht eine Vernetzung der Tier- sowie Pflanzenwelt mit der umgebenden Landschaft.

BAUFELD UND PROGRAMM

«Waldhof» umfasst eine differenzierte Palette an Gebäudetypen, die Raum für konventionelle und neue Wohnformen, für unter-schiedliche Milieus, Altersgruppen und Haushaltsgrössen bieten. Das schafft eine Basis für die gute soziale Durchmischung des neu entstehenden Quartiers. Die Sockelgeschosse eignen sich aufgrund ihrer Struktur sowohl für die im Wettbewerbspro-gramm vorgesehenen Gewerbeflächen als auch für Angebote, die sich direkt an Bewohnerschaft richten – beispielsweise eine Kindertagesstätte oder Co-Working-Spaces. Ebenso bieten sich hier Möglichkeiten für halböffentliche oder öffentliche Nutzungen, wie etwa ein Restaurant, ein Café oder ein Lebensmittelgeschäft für den täglichen Bedarf.