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23.09 / Ersatzneubau Bergacker, Zürich Affoltern

Gesamtleistungsstudienauftrag 2023

Planungsteam
Auftraggeberin – Swiss Life AG
Gesamtleitung – Mettler Entwickler AG, Zürich
Architektur – op-arch in Zusammenarbeit mit weberbrunner architekten | Sarah Weber, Jan Heidbrink
Landschaftsarchitektur – MOFA urban landscape studio GmbH SIA
Bauing.-Planung – wlw Bauingenieur AG
Holzbauing.-Planung – Timbatec Holzbauingenieur Schweiz AG
Holzbauing.-Planung – ERNE AG Holzbau
Elektro-Planung – pbp ag engineering
HLKKS-Planung – W&P Engineering AG
HLKKS-Planung – Pfiffner AG
Bauphysik/Akustik – Kopitsis Bauphysik AG
Brandschutz – Amstein + Walthert AG
Nachhaltigkeit – pom+Consulting AG
Visualisierung – indievisual AG, studio blomen

Projektbeschrieb

Im Bestreben eine lebendige und attraktive Siedlung zu konzipieren, welche der Eigentümerschaft gerecht wird wurden alle zur Erstellung und für den Betrieb notwendigen Faktoren in enger Zusammenarbeit von Entwicklern, Planenden, Spezialisten und Unternehmern sorgfältig aufeinander abgestimmt und optimiert. Die weitgehend in vorgefertigter Holzbauweise konzipierte Wohnsiedlung ist ein Beitrag zum ressourcenbewussten Bauen und bietet ein Zuhause, in welchem sich die Bewohnerschaft wohl fühlt.

 

Mit der Umsetzung des Masterplans wird die Idee der Gartenstadt neu interpretiert. Strassenbegleitende segmentierte Zeilen umschreiben die nicht unterbauten grossflächig zusammenhängenden Hofgärten. Gestaltung und Atmosphäre der in ihren Dimensionen vergleichbaren Freiräume betonen deren unterschiedliche Programmierung und knüpfen an die benachbarten Siedlungen an.

 

Die viergeschossigen Zeilen werden unterschiedlich bespielt. Drei ortsspezifische Wohntypologien unterscheiden sich bezüglich ihrer Orientierung und Belichtung, ihrer Lage am Hang, ihrer Nähe zum Strassen-, Frei- und Hofraum und bezüglich der Lärmexposition. Im Anschluss an die Nachbarsiedlung und an der Schauenbergstrasse erlauben kompakte, zweispännige Einheiten die modulweise Abstimmung der Gebäude auf die bewegte Topografie und gewährleisten die terrainbezogene Höhenentwicklung innerhalb der Regelbauweise. Im flacheren Gelände an der Regulastrasse wird das Wohnungsangebot durch einen Laubengangtyp bereichert. Die Gemeinschaftsräume und ein Quartiercafé sind auf den Quartierplatz am Anfang der Bergackerstrasse orientiert. Die Gestaltung der einheitlich materialisierten Fassaden folgt der inneren Logik der verschiedenen Gebäudetypen und führt zu lagespezifischen Variationen innerhalb der grösseren Einheit. Durch ihre zurückhaltende Erscheinung werden die bewegten Zeilen in die neue Baumlandschaft am Bergacker integriert und überlassen der reichhaltigen Vegetation die grosse Aufmerksamkeit.

Die Realisierung in Etappen lässt Spielräume für eine sozialverträgliche Erneuerung zu. Die nicht im Baufeld liegende bestehende Gebäudezeile bleibt erhalten.

 

 

Im Freiraum bilden die Strassenräume, Vorgärten und Gartenhöfe die drei Haupttypologien der Umgebungsgestaltung aus. Jeder dieser Räume erzeugt eine individuelle Qualität und Charakter, sowie unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten. Diese Vielfalt an Räumen wird differenziert bespielt und bietet den Bewohnenden Orte für Erholung, Rückzug, Spiel, Aktivitäten und Begegnungen.

 

Im Übergang der Schauenbergstrasse in den Bergacker wird die neue 20er-Zone durch den Quartierplatz eingeleitet. Dieser für die Siedlung adressbildende Auftakt besitzt den öffentlichsten Charakter. Geprägt durch einen sichtbaren Belagswechsel ist die multifunktional nutzbare Fläche ein alltäglicher Treffpunkt und Begegnungsort für die Bewohnenden. Ein kleineres Quartiercafé und die Gemeinschaftsräume schliessen an den Platz an. Dadurch kann der Vorbereich auch für Anlässe und Feste genutzt werden. Nördlich fällt der öffentliche Fuss- und Veloweg langsam nach unten ab, dazwischen bieten grosszügige, grüne Sitzstufen mit Kleinbäumen weitere Aufenthaltsflächen und einen Abschluss des Platzes. Im südlichen Bereich werden die zwei bestehenden Grossbäume und ein Trinkbrunnen in die Platzfläche integriert.

 

Über die vier angrenzenden Strassenzüge – Lerchenhalde, Schauenberg- und Regulastrasse, sowie dem Bergacker – werden alle Gebäudezeilen erschlossen und adressiert. Entlang der Strassen betonen Baumreihen die städtische Prägung und die einzelnen Hauszugänge. Richtung Strassenraum wird eine typische Vorgartensituation ausgebildet, in der die EG-Wohnungen ihren privaten Vorbereich erhalten. Abgegrenzt wird dieser von natürlichen Hochstauden, Sträuchern und Kleinbäumen. Die Topografie ist immer leicht zu den halböffentlichen Wegen erhöht. Der weitere Höhenversatz zum öffentlichen Strassenraum wird über Treppenstufen auf direktem Weg überwunden. Zusätzlich leiten Rampen parallel zu den Zeilen barrierefrei zu den Haupteingängen. Die Bergackerstrasse erhält dabei eine Sonderfunktion als Rückgrat des Swiss Life und Habitat Quartiers und wird im Zuge der Neuplanungen als 20er-Zone umgestaltet. Durch ein Verspringen der Fahrbahn wird der motorisierte Verkehr verlangsamt. Dazwischen werden kleinere Platzflächen mit Baumhainen integriert. Die Fussgänger und Velofahrer sind klar vor dem Auto priorisiert.

 

Im Inneren des Areals spannt sich ein stark durchgrünter, gemeinschaftlicher Siedlungsraum auf. Im Gegensatz zu den geradlinigen Strassenräumen leitet ein System gewundener, chaussierter Wege durch die parkähnliche Grünanlage. Das Verzweigen, Aufweiten und Verschmälern der Wege erzeugt spannende Raumsituationen und bietet Platz für Begegnung, Aufenthalt und Spiel. Nutzungsoffene Wiesenflächen, Spielbereiche und weitere kleine Platzsituationen finden sich in den Zwischenbereichen wieder. Eine übergeordnete Anknüpfung an die Bebauung der Habitat 8000 im Osten entsteht durch ein Weiterführen der grundsätzlichen Wege und Bepflanzungsstruktur. Der übergeordnete Fuss- und Veloweg schliesst im Norden an die Regulastrasse an. Von hier windet sich der Weg serpentinenartig nach oben, bevor er in die flachere Landschaft und Formensprache des restlichen Wegenetzes übergeht.

Die privaten Aussenräume der EG-Wohnungen werden durch eine feine topografische Erhöhung der Fläche räumlich gegenüber dem halböffentlichen Gartenraum differenziert. Einheimischen Hochstauden bieten eine optische und physische Barriere, durch eine Verdichtung der dazwischen liegenden Vegetation werden die Bereiche den einzelnen Wohnungen zugeordnet. Kleinere, mehrstämmige Bäume und Grosssträucher in den privaten Gärten schützen zusätzlich vor Einsicht und strukturieren gesamthaft den Aussenraum.

In Anlehnung an die Gartenstadttypologie prägen Grossbäume als zusammenhängende Baumvolumen die Gartenhöfe gesamthaft. Die Bäume werden als Mischbestände aus heimischen. Arten mit jeweils einer Leitart zusammengesetzt. Über das Jahr hinweg ergeben sich durch den Habitus, die Blüte oder Herbstfärbung der unterschiedlichen Baumarten immer spannungsvolle, attraktive Bilder. Insgesamt entsteht eine biodiverse und ökologische wertvolle Bepflanzung.

Der nachhaltige Ansatz, kein Regenwasser in die Kanalisation zu leiten, wird konsequent angewandt. Das anfallende Regenwasser der Dachflächen wird in die Innenhöfe geleitet und in Retentionsmulden versickert. Dabei wird das Dachwasser der südlich an die Gartenhöfe grenzenden Zeilen in seichte, lineare Mulden geleitet, die zwischen den Privatgärten und den Erschliessungswegen geführt werden. Die Dachflächen der gegenüberliegenden Zeilen werden in punktuelle, grossflächigere Retentionsmulden eingeleitet. Durch eine entsprechende Vegetation dieser wechselfeuchten Zonen wird die ökologische Vielfalt nochmals erhöht.

 

Die Velostellplätze im Aussenraum werden dezentral, jeweils vor den Hauseingängen, in ausreichender Stückzahl angeboten. Dabei werden die angrenzenden Wegeflächen erweitert und mit einem sickerfähigen Streifen aus Kiesrasen mit Alleebäumen ergänzt. Innerhalb dieser Flächen kann das anschliessende Oberflächenwasser versickern. Die Vegetation dieser Ruderalflächen hat zudem eine höhe ökologische Wertigkeit. Die Besucherparkplätze für den motorisierten Verkehr werden einerseits über kleine Gruppen im Bergacker versorgt. Zum anderen werden weitere Besucherparkplätze entlang der Regulastrasse als Längsparkierung zwischen den strassenbegleitenden Bäumen verortet. Der Bereich neben den Zufahrten zur Einstellhalle wird auch für die Entsorgung resp. die Unterflur-Container genutzt.

 

 

Städtebaulich

Die städtebauliche Grossform ist feinteilig gegliedert. Insbesondere durch ihre Höhenstaffelung schmiegen sich die langen Baukörper wie eine Gliederkette ans stark modulierte Terrain. Die Vielfalt der Fassaden ergibt sich aus den verschiedenen Grundrisstypologien an der Bergacker-, der Schauenberg- und der Regulastrasse. Allerdings basiert diese Vielfalt auf einem gemeinsamen begrenzten Satz von Elementen, die je nach Lage und Ausrichtung kleine Abänderungen erfahren. So wiederholen sich die wenigen Fenstertypen. Die Hauszugänge und Balkone sind jedoch unterschiedlich ausgestaltet. Die durchgehend vertikal gestaltete, hölzerne Hülle erlaubt die Überwindung der Höhen- und Grundrissstaffelung ohne Brüche und fasst die Siedlung als Ganzes zusammen wie ein unendliches gefaltetes Papierband.

 

Materialwahl und Konstruktionen folgen den Grundregeln des langfristigen Bauens. Schlanke Konstruktionen und optimierte Tragelemente reduzieren den Materialeinsatz. Kreislauffähige Konstruktionen "design to dismantle" sichern die Wiederverwendung. Die verwendeten Materialien sind nach ihrer Funktion eingesetzt.

 

Holzbau

Die Gebäude wurden mit Blick auf Langlebigkeit und Flexibilität entwickelt. Hochwertige Materialien und Bauweisen gewährleisten eine lange Lebensdauer, während flexible Grundrisse die Anpassungsfähigkeit des Hauses an zukünftige Bedürfnisse unterstützen. Der Baustoff Holz spielt dabei eine zentrale Rolle. Die Elementbauweise ermöglicht die Bauteile leicht zu demontieren und wiederzuverwenden. Dies erleichtert nicht nur den Rückbau, sondern ermöglicht auch die Anpassung und Erweiterung des Hauses ohne erhebliche Abfallproduktion.
Die Entscheidung für eine nachhaltige Holzbauweise, wie sie durch aktuelle Studien, beispielsweise von Wüst Partner im Bericht "Holzbaukennzahlen für Investoren", bestätigt wird, erweist sich als umweltfreundlicher und ressourcenschonender im Vergleich zu mineralischen Baustoffen. Im Rahmen des Projekts Bergacker lag unser Fokus darauf, eine äusserst effiziente Holzbauweise mit kurzen Spannweiten zu realisieren.
Die Skelettbauweise, die auf Stützen und Unterzügen basiert, trägt nicht nur dazu bei, eine zukünftige Gesamtsanierung zu erleichtern, sondern gewährleistet auch maximale Flexibilität im Inneren des Gebäudes, ohne dass das Tragwerk angepasst werden muss. Durch den Einsatz ausschließlich homogener Holzbauteile wird zudem die Möglichkeit geschaffen, das Gebäude nach Erreichen seiner Lebensdauer in Einzelteile zu zerlegen. Dies ermöglicht nicht nur die Wiederverwendung von großen Anteilen der Decken, die aus verklebten Brettschichtlamellen bestehen und nach entsprechender Bearbeitung für neue Bauten genutzt werden können, sondern auch die direkte Wiederverwendung linearer Bauteile ohne weitere Bearbeitungen. Ein weiterer bedeutender Vorteil der Holzbauweise liegt im Gewicht, das mit 350–450 kg/m3 im Vergleich zu Stahlbeton (ca. 2500 kg/m3) nur etwa 1/6 beträgt. Diese Gewichtsersparnis ermöglicht einen klimaschonenden Transport großer Mengen von Bauelementen, ohne dabei auf die Stabilität und Tragfähigkeit zu verzichten. Die bewusste Entscheidung gegen den Einsatz von hybriden Bauteilen unterstreicht nicht nur die Umweltfreundlichkeit, sondern trägt auch dazu bei, die nachhaltige Kreislaufwirtschaft im Baubereich zu fördern.

 

Haustechnik

Robuste Technik In der Haustechnik setzen wir ausschliesslich auf robuste Technologien, die sowohl die Emissionen der Grauenergie als auch die des Betriebs reduzieren. Ein zentrales Element für die Wärmeerzeugung in jeder Bauphase ist die Verwendung einer zentralen Wärmepumpe mit Erdsonden als Energiequelle. Diese Wärmepumpe wird im Technikraum installiert, und mittels interner Fernleitungen wird die erzeugte Wärme sowie das Warmwasser im Untergeschoss zu den einzelnen Häusern geführt. Die Erzeugung des Brauchwarmwassers erfolgt zentral durch jede Energiezentrale.

Im unteren Drittel des Speichers wird das Trinkwasser durch Niedertemperatur Heizungswasser von der Heizungs-Wärmepumpe vorgewärmt. Die oberen zwei Drittel werden mittels einer Hochtemperatur-Wärmepumpe auf die gewünschte Endtemperatur gebracht. In den Wintermonaten dienen die Erdsonden als Antriebsquelle für beide Wärmepumpen. Die Wärmeabgabe erfolgt durch ein Bodenheizungssystem, das für eine effiziente und gleichmäßige Verteilung der Wärme sorgt.
Im Sommer werden über den Freecooling-Betrieb der Bodenheizung die Wohnungen passiv gekühlt. Im Bereich der Lüftung erfolgt die Belüftung der Wohnungen bei geschlossenen Fenstern über einfache Abluftventilatoren in den Bädern und Nebenräumen, ergänzt durch Nachströmöffnungen über Lüftungsschlitze im Fensterfalz. Die Abluftabsaugung ist ausschliesslich in den Nasszellen und den Reduits lokalisiert. Die Fortluftausblasung erfolgt über Sammelrohrleitungen über das Dach. Die Steuerung dieses Systems erfolgt intelligent über Lichtkontakte mit Anlaufverzögerung und Nachlauffunktion, um eine effektive und energiesparende Belüftung zu gewährleisten.

 

 

Sanierung Regulastrasse 72 & 74

Das Gebäude Regulastrasse 72-74 bleibt stehen. Die einfachen Wohnungen sollen weiterhin sehr kostengünstig vermietet werden können. Ziel ist, die brauchbare Struktur zu erhalten und Härtefälle bei der Umsetzung der Neubebauung zu vermeiden. Die Massnahmen beschränken sich auf die Erneuerung der Bäder und Küchen und auf die energetische Sanierung der Hülle: neue Fenster, Dämmung der Aussenwand, Nachdämmen des Dachs und der Decke über dem Untergeschoss. Wärmetechnisch wird das Gebäude an die Neubausiedlung angeschlossen. Die südwestliche Satteldachfläche kann ergänzend solar genutzt werden. Diese Eingriffe reichen, um Minergie Eco (Sanierung) und SNBS Gold zu erlangen. Ein Lift wird nicht eingebaut. Für wenig mobile Menschen können die Wohnungen im unteren Geschoss bei Bedarf angepasst werden. Ein Treppenlift über den ersten halben Lauf überwindet das Niveau zwischen Hauseingang und Wohnung. Der Rückbau einer einzelnen nicht-tragenden Wand in der Wohnung bewirkt, dass die ökonomische Küche auch von Menschen im Rollstuhl benutzt werden kann. Die einzige vorgeschlagene Komfortsteigerung ist die Vergrösserung der Balkone.

 

Nachhaltigkeit

Der Bau mit nachwachsenden Rohstoffen emittiert halb so viele Treibhausgase (45%) wie die mineralische Bauweise und das Wiederverwendungspotenzial erhöht sich von 15% auf 65%. Die Treibhausgasemissionen für die Erstellung liegen deutlich unter dem SIA 2040 Grenzwert und leicht unter dem Grenzwert von Minergie Eco. Auch die SNBS Gold Zertifizierung kann erreicht werden.

 

Emissionsarme Erstellung

Holz spielt eine zentrale Rolle bei der Erstellung der Siedlung und trägt massgeblich dazu bei, ihren CO2- Fussabdruck zu reduzieren. Durch die Verwendung von Holz werden nicht nur schädliche Treibhausgase eingespart, sondern auch CO2 aus der Luft gebunden und langfristig als Speicher dem Kreislauf entzogen. Die kompakten Gebäudevolumen und die Minimierung der Flächen im Untergeschoss reduzieren den Ressourcenverbrauch weiter. Ein einfaches statisches Raster ermöglicht eine hohe strukturelle Flexibilität, die eine langandauernde Nutzbarkeit der Gebäude gewährleistet.

Netto-Null im Betrieb

Im Betrieb streben wir «Netto-Null» an. Der Bedarf an Betriebsenergie ist tief dank einem guten Verhältnis der Gebäudehülle zur Nutzfläche und einem optimalen Fensteranteil. PV-Flächen verringern den Energiebedarf zusätzlich. Es besteht die Option, die Gebäude autark zu betreiben. Dafür müsste die überschüssige Energie aus der solaren Nutzung in Wasserstoff umgewandelt und in Tanks gespeichert werden. Die Voraussetzungen dafür sind angelegt.

Solare Nutzung

Durch eine unterschiedliche Ausrichtung der PV-Module wird ein optimierter Ertragsverlauf über den Tag und die Jahreszeiten hinweg erreicht. So kann der Eigennutzen erhöht und weniger Strom muss in Netz eingespiesen werden. Sommerlicher Wärmeschutz und Nachtauskühlung um einen minimalen Wärmeeintrag ins Gebäude zu gewährleisten, setzen wir auf Lamellenstoren. Diese ermöglichen eine überdurchschnittliche Tageslichtversorgung bei gleichzeitig hoher Ausblickqualität. Balkone werden durch textile Vorhänge verschattet, die auch als Sichtschutz dienen. Die durchgesteckte Grundrisstypologie ermöglicht eine gute Nachtauskühlung der Wohnungen.

Schwammstadt

Regenwasser wird vor Ort zurückgehalten und für Bewässerung sowie Verdunstung genutzt. Die extensiv begrünten Dächer retinieren einen Grossteil der Regenmenge. Überschüssiges Wasser wird in Zisternen aufgefangen und zur nachhaltigen Bewässerung der Grünflächen genutzt. Die meisten Gehbeläge sind sickerfähig.

Biodiversität

Die Freiräume sind vielfältig gestaltet, mit einer diversifizierten Bepflanzung, um einen Ausgleich zu den üblichen begrasten Aussenflächen zu schaffen. Der nichtunterbaute Aussenraum bietet Platz für grosskronige Bäume, die einen idealen Lebensraum für Kleintiere und Vögel bieten und der Temperaturregulierung dienen. Das Energiegründach ergänzt diesen Lebensraum durch zusätzliche Biosphären.

Zusammenfassung

Durch die Umsetzung eines ganzheitlichen Konzepts wird ein Minimum an technischer Gebäudeausrüstung und ein Maximum an thermischem und visuellem Komfort erzielt. Gleichzeitig führen die beschriebenen Massnahmen zu einer Minimierung der CO2 Emissionen für den gesamten Lebenszyklus der Gebäude. Die sehr gute Gebäudehülle und die Nutzung von natürlichen Ressourcen führen zu geringen Betriebskosten und reduzieren die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern. Die Konzeption der Wohnsiedlung erreicht das Ziel eines neuen hocheffizienten Quartiers mit minimalem Technologieeinsatz und minimaler ökologischer Belastung, womit der SNBS Gold Standard gut erreicht werden kann.

 

Lebensraum

Drei lagespezifische Gebäudetypen setzen das Raumprogramm um. Der segmentierte Wohnungsspiegel geht auf die Bedürfnisse einer breiten Nutzer/innengruppe ein und bietet Lebensraum für

eine vielfältige Bewohnerschaft.

 

Das vorgeschlagene Wohnangebot ist vielfältig und bietet Lebensraum für eine breite Nutzer/innengruppe mit individuellen Wohnvorstellungen. Eine hohe Durchmischung wird angestrebt, dennoch lassen sich spezifische Vorzüge der beschriebenen Grundrisstypen den Bedürfnissen der einzelnen Zielgruppen zuordnen. So eignet sich der «Typ Bergacker» besonders für Familien. Die Qualitäten der Wohnlage an der Schauenbergstrasse entsprechen den Bedürfnissen von Singles oder Doppelverdienern jeder Altersgruppe und das «Haus Regula» bietet sowohl älteren Bewohnern, Seniorinnen oder auch sehr jungen Menschen, Studierenden die Möglichkeit von einer nachbarschaftlichen und kommunikativeren Lebensform zu profitieren. Die preisgünstigen Wohnungen werden an der nord-westlichen Ecke nördlich der Schauenbergstrasse konzentriert angeordnet. Sie entsprechen bezüglich Grösse und Ausstattung der im Programm formulierten Bestellung und sind in die Struktur der Marktwohnungen miteingebunden.

 

Lärmschutzkonzept: Nur grüne Zimmer

Der Entwurf sieht vor, dass die lärmbelasteten Wohnungen entlang der Schauenbergstrasse zur lärmberuhigten Gebäudeseite angeordnet werden. An den Strassenfassaden werden Nebenräume wie Badezimmer und Arbeitsküchen angeordnet. Um für die Wohnzimmer eine zusätzliche Belichtung zu erzielen, werden zusätzlich geschlossene Wintergärten entlang der lärmbelasteten Fassaden angeordnet. Diese befinden sich nicht im Dämmperimeter, dienen jedoch auch nicht zur Belüftung der Wohnräume. Sie werden ausschliesslich als Pufferzone mit natürlicher Belichtung genutzt. Die Schlafzimmer sind konsequent entlang der ruhigen Innenhoffassaden angeordnet. Zusätzlich weisen die lärmbelasteten Wohnungen jeweils einen privaten Aussenraum auf der lärmberuhigten Gebäudeseite auf.

 

Bergacker

Der «Typ Bergacker» bildet das Gerüst der westlich an den Planungsbereich von Habitat 8000 anschliessenden Zeilen und besteht in den Regelgeschossen mehrheitlich aus 3.5 und dem Grossteil der geforderten 4.5 Zimmer-Wohnungen. Die Nord-Süd-Ausrichtung und eine maximale Gebäudetiefe von 18 Metern prägen die Grundrisse. Sie sind in der Tiefe in einen grosszügigen Wohnbereich Richtung Süden, eine mittlere Zone zur Erschliessung inkl. Badezimmer und Schlaf-/Wohnergänzungszimmer nach Norden gegliedert. Dem Wohnen vorgelagert befindet sich ein 10m2 grosser Balkon. Die Küche wird im rückwertigen Bereich des Wohnens so angeordnet, dass sich die Arbeitsfläche zum Raum orientiert und eine gute Zonierung von Wohnen und Essen möglich macht. Die Wohnungen auf Niveau 0 und 1 profitieren von der Bodennähe und haben direkten Zugang in Freiraum. Auf Niveau 4 befinden sich 2.5 Attika- Wohnungen.

 

Schauenberg

Entlang der Schauenbergstrasse folgt das Gebäude gestaffelt dem Strassenverlauf. Der «Typ Schauenberg» wird in direkter Abhängigkeit mit den zu hohen Lärmemissionen, die trotz 30er-Zone von der Strasse ausgehen, entwickelt. Der Anforderung, dass alle dem Wohnen dienenden Räume nach kantonalen Lärmschutzkriterien mit «grün» beurteilt werden müssen, um Ausnahmebewilligungen auszuschliessen, wird Rechnung getragen. Arbeitsküchen und dem Wohnen vorgelagerte Wintergärten, als ergänzende natürliche Belichtung, verleihen den schlanken Baukörper innenräumlich spezifische Qualitäten, nehmen dieselben als prägende Elemente auf, tragen sie an die Fassade und charakterisieren das Strassenbild. Die Schlafzimmer sind lärmabgewandt und zum Hofraum angeordnet. Mit Ausnahme der Kopfsituation eingangs Bergackerstrasse bildet der «Typ Schauenberg» 2.5 und 3.5 Zimmer- Wohnungen ab, die durch 1.5 Zimmerwohnungen auf Niveau Hof ergänzt werden.

 

Regula

Der «Typ Regula» wurde grundsätzlich überarbeitet und sorgfältig in die topografischen Gegebenheiten eingepasst. Dennoch unterscheidet er sich typologisch aufgrund der kontextuellen, nachbarschaftlichen Einbettung und in Bezug auf die Anbindung ans Strassennetz grundsätzlich von den anderen Gebäuden. Versätze in der Höhe und die Ausformulierung der Fassadenabwicklung verhelfen auch diesem Gebäudeteil zu der Kleinteiligkeit, die übergeordnet die Häuser auf dem Areal Bergacker prägen. Vier Treppenhäuser bedienen die 52 1.5 bis 5.5 Zimmer-Wohnungen. Mehrheitlich sind es 2.5 und 3.5 Zimmer-Wohnungen, die nordseitig, lateral des Küchenbereichs betreten werden. Kompakt organisierte Nass- und Nebenräume sind zentral und Wohn- und Schlafzimmer südorientiert, hofseitig angeordnet.