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20.10 / Neubau Sporthallenprovisorium Gloriarank, Zürich

Das orchestrierte Nebeneinander optimierter räumlicher und gebäudetechnischer Systeme zeichnet sich in der Erscheinung des temporären Bauwerks mitten im Hochschulquartier ab und verleiht ihm eine dem prominenten Standort angemessene eigenständige Präsenz.

Gesamtleistungswettbewerb 2020

Planungsteam
Auftraggeberin – Bauamt Kanton Zürich
Architektur – op-arch | Michel Baumann, Safia Hachemi
Totalunternehmer – Krattiger Holzbau AG
Baumanagement – Krattiger Holzbau AG
Landschaftsarchitektur – LINEA landscape architecture
Bauingenieurwesen – Pirmin Jung Schweiz AG
HLKKSE – Amstein + Walthert AG
Visualisierung – maaars

Projektbeschrieb

Das Projekt LIBERO wird stark von der vorgefundenen Geländemodellierung mit dem Niveausprung und der offengelassenen Baugrubesowie der postuliertenbestmöglichen Wiederverwendbarkeit des Turnhallengebäudes beeinflusst. Entsprechend werden im Sinn einer übergeordneten Systemtrennung Topografie und Gebäude eigenständig und symbiotisch entwickelt: Die Stützmauer und ihre Fussplatte sind Teil der Topografie, halten dem Baukörper den Rücken frei und dienen ihm als Plattform – er steht frei auf einem Niveau und kann schnell erstellt, demontiert und andernorts wieder aufgebaut werden.

Der städtebauliche Spielraum liegt im Wesentlichen in den Themen des Freiraums und der Erschliessung. Umlaufende, spezifische Vorbereiche prägen die Bauten des repräsentativen Hochschulgebiets. Entsprechend wird die bestehende Umsäumung entlang der Gloriastrasse gestärkt, mit Baumpflanzungen ergänzt und rund um die Sporthalle geführt. Sie steht frei, allseitig von qualitätsvollen Grünräumen umsäumt.

Die Erschliessung profitiert von dieser Ausgangslage, indem sowohl die bestehenden Treppenanlagen im Süden wie auch der nördliche Zugang als fussläufige, hochwertige Erschliessungen dienen. Die südliche Haupterschliessung erfolgt über eine zentrale, vermittelnde Verteilterrasse zwischen Provisorium und Bestandsbauten, welche das Treppen-, Rampen- und Wegenetz von Giacomettibau und GLL Provisorium bündelt und mit der flachen Rampe zum Neubau und seinen freistehenden vertikalen Aussenerschliessungen weiterentwickelt. Über den oberen Aussenraum, der nahe an der Tramhaltestelle liegt und eine entsprechend hohe Bedeutung aufweist, wird neben der Anlieferung in selbstverständlicher Weise der Veloverkehr geführt und der schwellenlose Zugang ermöglicht. Akzentuiert mit einer Rampe, die den Grünsaum mit dem oberen Eingang verbindet. Der südliche, strassenbegleitende Aussenraum bleibt frei von Durchbrüchen und Infrastrukturbauten, seine Integrität bleibt unberührt.

Die volumetrische Erscheinung des Turnhallenprovisoriums wird durch eine weitere übergeordnete Systemtrennung, jener von Nutzflächen und Vertikalerschliessung samt Lüftungsverteilung, geprägt. Einerseits wird dadurch die Volumetrie kleinteiliger und die Bedeutung der Bestandsbauten und des Aussenraums gestärkt, andererseits sind die Bereiche Cardio, Multifunktion und Sporthalle als unabhängige Einheiten direkt von aussen zugänglich. Gleichzeitig entfallen aufwändige Brandschutz-anforderungen, sowohl an die Lüftungsverteilung wie an die Erschliessungsflächen, welche nicht als Brandabschnitte ausgebildet werden müssen. Die stirnseitig angeschlossene Treppen- und Liftanlage steht im Dialog mit den Rampen und Treppenanlagen der Nachbarbauten und führt auf jedem Geschoss direkt in einen separaten Eingangs- und Garderobenbereich, der geradewegs in die Sportbereiche mündet.

Diese räumliche Sequenz prägt das Gebäude von innen und aussen. Die Tragwerke der Sport- und der Infrastrukturbereiche besitzen je eine ganz eigene Logik, welche auch von aussen abgelesen werden kann. Die grossen Spannweiten werden durch Stützen, Unterzüge und Balkenlagen ermöglicht, für die kleinen Spannweiten kommen tragende Wand- und Deckenelemente zum Einsatz. An der Schnittstelle der Tragwerke akzentuieren zwei von Fassade zu Fassade reichende innere Freiräumedie Raumsequenz: jener im ersten Obergeschoss dient dem Aussenzugang von der oberen Ebene und als Vorraum der Multifunktionsräume, jener im dritten Obergeschoss bietet eine attraktive Galerie zur Sporthalle. Beide haben eine hohe Aufenthaltsqualität und können als Treffpunkte oder Pausenräume genutzt werden. Sie sind als grosszügige, Identität stiftende Fenster zur Stadtausgebildet und unterstreichen die Bedeutung des Turnhallenprovisoriums als öffentliches Gebäude.

Als solches steht das Turnhallenprovisorium in einem direkten Dialog mit seinen Nachbarbauten, namentlich dem unter Denkmalschutz stehenden Giacomettibau. Dessen Sichtbetonhülle weist eine differenzierte Oberflächengestaltung mit Reliefs und alternierend ausgerichteten Brettschalungen auf. Das Turnhallenprovisorium interpretiert diese Themen auf eigene Weise. Die Holzschalungen der Fassadenelemente reagieren auf die dahinterliegenden Tragstrukturen und bilden ihrerseits ein feines, silbern schimmerndes Relief. Über dieses Positiv-Negativ-Thema von Holz als Oberfläche oder Abdruck stehen die beiden Gebäude auf subtile Art miteinander in Verbindung.