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22.04 / Wohnüberbauung Breiteli Nord, Thalwil

Projektwettbewerb 2022

Planungsteam
Auftraggeber – Gemeinde Thalwil
Architektur – op-arch | Stefan Willener, Roman Scheuber, Pascal Waser
Freiraum – Rosenmayr Landschaftsarchitektur GmbH
Tragwerk – Pirmin Jung AG
Holzbau – Erne AG
Nachhaltigkeit, Energie – WSP Suisse AG

Haustechnik – Locher AG
Baumanagement – b+p Baurealisation AG

Visualisierung – indievisual

Projektbeschrieb

In der 7-Punkte Charta werden die Vorteile einer Teilrevision des Gestaltungsplanes ausführlich beschrieben. Diese soll die Grundlage für die qualitativen Argumente der Teilrevision für die Bauherrschaft, die kantonalen und kommunalen Behörden und für die Bevölkerung von Thalwil liefern.

Im Vordergrund steht dabei die sozialräumliche Komponente eines nachhaltigen und kostengünstig geplanten Wohnungsbaus mit einer ausgeprägten genossenschaftlichen Idee. Ebenso wie die Städte haben auch die Gemeinden eine hohe Verantwortung für die Erstellung von Siedlungen mit bezahlbaren Mietwohnungen. In diesem Sinn soll an der Breitelistrasse ein exemplarischer Ort geschaffen werden, welcher Räume für die Menschen schafft. Räume, die nicht nur die eigene Wohnung, sondern auch die kollektiv nutzbaren Sozialräume, Strassen, Wege und Plätze bis hin zu einem Baum und einer Bank ansprechen. Einen Lebensraum also, welcher soziale, kulturelle und ökonomische Einrichtungen gleichermassen abbildet und sich Zuhause fühlt. 

I          Ortsbauliche Integration

Zwei gestaffelte Zeilen nehmen dem Hangverlauf folgend konzentriert das gesamte Bauvolumen auf, ohne dabei die maximale Gebäudehöhe auszuschöpfen. Sie fügen sich behutsam in die umgebende Siedlungsstruktur ein. Hangaufwärts bleibt der grosse Garten erhalten, seeseitig sind alle Wohnungen über vier Eingangshallen direkt an den gemeinsamen Adress- und Begegnungsraum angebunden.

Die Strasse wird zur T20 Begegnungszone umgestaltet. Das Trottoir wird aufgehoben. Fussgänger und spielende Kinder haben Vortritt. Minimale Durchfahrtsbreiten sichern die Erschliessung, kreuzen ist weiterhin partiell möglich. Die frei gewordene Fläche wird entsiegelt und als lebendiges Mosaik aus Vorplätzen (Adressierung), Kiesflächen (Infrastruktur/Velos) und Vorgärten (Versickerung) aufgelockert. Eine Begrünung mit hochstämmigen, schmalkronigen Bäumen begleitet die Fassaden unregelmässig. Vor dem Mehrzweckraum bilden die Gehölze ein Baumdach und der Platz wird als zentraler Treffpunkt verortet. Von hier gelangt der Besucher zwischen den mit Kletterpflanzen berankten Stirnfassaden in den südwestlichen Grünraum. Die Bewohner können auch auf direktem Weg über die grosszügigen Eingangshallen in den Garten gelangen.

II         Angemessene Durchlässigkeit

Der Zwischenraum zwischen den beiden Häusern und die Räume zu den Nachbarsbauten bleiben mindestens gleich gross, so durchlässig, wie die bereits geplante Lücke der beiden vorgesehenen Winkelbauten im aktuellen Gestaltungsplan. Ausserdem ist das Erdgeschoss auf der Seite der Begegnungszone mit der aufgelösten Holzbaustruktur für die Eingangs-, Wasch- und Veloräumen durchlässig ausgebildet.

Sowohl die adressierte Begegnungszone wie auch der gesamte Gartenraum ist auf die gesamte Parzellenlänge räumlich erlebbar.

III       Ein Vollgeschoss tiefer

Die kompakte Wohntypologie, mit Wohnungen ohne Korridore und aussenliegendem Laubengang, erlaubt die Anordnung aller 60 Wohnungen auf nur vier Wohngeschossen. Die ehemaligen Dachaufbauten werden eliminiert. Die beiden Häuser sind so dimensioniert, dass eine spätere Aufstockung um ein Geschoss eine Nachverdichtung von 16 Wohneinheiten ermöglichen und weiterhin innerhalb der vorgegebenen Höhe der Mantellinie des bestehenden Gestaltungsplans bleiben.

IV       Gleichbleibender Fussabdruck

Die räumliche Gliederung der Anlage bezieht sich auf das Quartier, spielt eine grosse und zusammenhängende nicht unterbaute Fläche frei. Sie erreicht so die optimale Einbettung der kompakten, effizienten Baukörper am Hang und deren selbstverständliche Adressierung an der Breitelistrasse. Der Fussabdruck der gesamten Anlage ist gleich gross wie der Fussabdruck der Winkelbauten im aktuellen Gestaltungsplan.

V         Korrespondierende Unter-, Erd- und Regelgeschosse

Die Parkgarage mit die Technikräume sind als Einheit unter dem jeweiligen Haus konzipiert. Sie korrespondieren als gleichbleibender Fussabdruck mit den über Terrain liegenden Baukörpern. So wird kein unterbauter Raum im Freiraum notwendig, wie es im aktuellen Gestaltungsplan mit der Parkgarage unter den Winkelbauten noch vorgesehen wäre.

VI       Nachhaltige Tragstruktur in Holz

Der modulare Holzelementbau mit geringen Spannweiten ermöglicht eine Konstruktion in Trockenbauweise ohne formverleimte Holzbinder. Die Holzdecken erreichen mit einer Schüttung die geforderten Akustikwerte und die Wohnungstrennwände sind in Leichtbau mit Lehmplatten ausgeführt. Schräg geneigte PV-Vordächer auf jeder Etage bilden einen aktiven Sonnenschutz auf der Südseite und erzeugen, zusammen mit der PV-Anlage auf dem Dach die notwendige Elektrizität. Der überschüssige Strom wird nach Möglichkeit über ein nachbarschaftliches Verbundnetz (ZEV) eingespiesen. Ziel ist es, mit der vorgeschlagenen effizienten und suffizienten Konstruktion, den durch die Erstellung der Hochbauten verursachten CO2-Ausstoss unter 500 kg/m2 zu senken.

VII      Biodiversitätsfördernder Freiraum

Zwischen Neubauten und Breiteliweg bleibt ein unverbauter Grünraum. Der wertvolle Baumbestand wird integriert und mit einzelnen Obstgehölzen und locker gesetzten Schattenbäumen in Gruppen ergänzt. Eine extensive Erschliessung schafft Verbindungen durchs Areal und entlang der erhöhten Laubenterrassen. Sie gliedert den langgezogenen Freiraum in Teilflächen: Aussenbereich Hort, Gemeinschaftsgarten, Rasenspielfeld mit Spielplatz, nutzungsfreies Feld zur Aneignung durch die Bewohner.

Im Südosten verbindet sich der Freiraum nahtlos mit den Aussenflächen der bereits erstellten Wohnsiedlung: sowohl die Erschliessung wie auch die Grünflächen gehen auf selbstverständliche Weise ineinander über und erlauben Blickachsen in die Tiefe des Areals. Im Nordwesten peripher entlang der Walchlistrasse hinter der Mauerscheibe werden die Parkplätze angeordnet. Davor und im Aussenbereich des Horts ermöglicht eine frei wachsende Wildhecke Naturerlebnis und fördert biodiverse Grünstrukturen.